Geschichte pädagogischen Wissens

Im Forschungsfeld „Geschichte pädagogischen Wissens“ werden verschiedene Formen pädagogischen Wissens in ihrer Entstehung rekonstruiert und in ihrem oft widersprüchlichen Verhältnis zueinander und zur Bildungspolitik historisch analysiert. u den untersuchten Wissensformen und -beständen zählen das pädagogisch-professionelle Wissen, das disziplinäre Wissen der Erziehungswissenschaft und das empirische Forschungswissen, aber auch das Wissen der Laien.

Zu den untersuchten pädagogischen Wissensformen und -beständen zählen das pädagogisch-professionelle Wissen, das disziplinäre Wissen der Erziehungswissenschaft und das empirische Forschungswissen, aber auch das Wissen der Laien.

Gezeigt wird in verschiedenen Projekten, wie ein professionelles Beobachtungswissen entsteht und das Adjektiv „pädagogisch“ seit dem beginnenden 18. Jahrhundert zu einem Qualitätsmerkmal des beruflichen Handelns avanciert, im Sinne eines moderierten und überlegten Handels mit Blick auf Schüler*innen. Untersucht werden die Entstehung und Transformation von Voraussetzungen pädagogischen Verständnisses und Handelns, die oft als geradezu „natürlich“ erscheinen, das aber keineswegs sind. Dazu zählen etwa Vorstellungen über Leistung und Interesse, über Begabung und Fähigkeiten oder Kompetenzen, wie es später heißt.

Pädagogisches Wissen wird seit dem 18. Jahrhundert aber nicht nur als praktisches, sondern auch als wissenschaftliches Wissen definiert und etabliert sich in akademischen Kontexten, bis es schließlich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts als eigenständige Disziplin an den Universitäten ankommt. Untersucht wird, wie interdisziplinär die Wissensräume waren, wie sich bestimmte Wissenselemente wann, warum und durch wen durchsetzen konnten und wie diese Fragen – insbesondere mit neuen Methoden aus dem Bereich der Digital Humanities – beantwortet werden können.

Schließlich verorten sich in diesem Forschungsfeld auch Vorhaben, bei denen die Produktion und das Zirkulieren eines Wissens über Erziehung und Bildung zwischen verschiedenen pädagogischen Akteur*innen, Institutionen (Universitäten, außeruniversitären Forschungsinstituten und Einrichtungen der Fortbildung von Lehrkräften) und dem politischen Establishment nach dem Zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt des Interesses stehen. Untersucht wird in dieser Richtung beispielsweise die Wechselwirkung zwischen Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Bildungspolitik bei der Problematisierung von Bildungsungleichheiten und der Entwicklung von Strategien, die diese reduzieren sollten.

Ausgewählte Artikel zum Einstieg

Behm, Britta/Drope, Tilman/Glaser, Edith/Reh, Sabine (2017): Wissen machen – Beiträge zu einer Geschichte erziehungswissenschaftlichen Wissens in Deutschland zwischen 1945 und 1990. Einleitung zum Beiheft. In: Reh, Sabine/Glaser, Edith/Behm, Britta/Drope, Tilman (Hrsg.): Wissen machen – Beiträge zu einer Geschichte erziehungswissenschaftlichen Wissens in Deutschland zwischen 1945 und 1990. Weinheim: Beltz, S. 7-15. (Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft; 63).

Behm, Britta/Reh, Sabine (2016): (Empirische) Bildungsforschung – notwendig außeruniversitär? Eine Sondierung der Geschichte westdeutscher Bildungsforschung am Beispiel des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Vol. 19, Suppl.1, S. 107-127. (Online: DOI: 10.1007/s11618-016-0701-7, freier, nur lesender Zugriff )

Berdelmann, Kathrin (2016): „Sein Inneres kennen wir nicht, denn es ist uns verschlossen“ – Schulische Beobachtung und Beurteilung von Kindern im 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Grundschulforschung, Jg. 9, H. 2, S. 9-23.

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