Adolf-Reichwein-Archiv

Das Adolf-Reichwein-Archiv setzt sich aus dem Nachlass des Pädagogen und Widerstandskämpfers Adolf Reichwein (1898–1944), einer umfangreichen Fotosammlung sowie dem Schriftgut des Adolf-Reichwein-Vereins (1982–2017) zusammen.

Adolf Reichwein ist einer breiten Öffentlichkeit als Mitglied der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ bekannt. Aufgrund seiner Aktivitäten in dieser Gruppe wurde er 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Von besonderem Interesse ist aus bildungsgeschichtlicher Sicht sein Wirken als Leiter der Volkshochschule Jena, als Professor an der Pädagogischen Akademie in Halle und als Lehrer an der Landschule im brandenburgischen Tiefensee. Hier entstanden im Jahr 1937 seine Werke  „Schaffendes Schulvolk “ und  „Film in der Landschule“. Ab 1939 bis zu seinem Tod war Reichwein Leiter der Abteilung „Schule und Museum“ am Staatlichen Museum für Deutsche Volkskunde in Berlin. Hier war er maßgeblich am Aufbau einer volkskundlich orientierten Museumspädagogik als einem Mittel der Volkserziehung beteiligt.

In Kooperation zwischen der BBF und dem Adolf-Reichwein-Verein wurde eine Werkausgabe der pädagogischen Schriften Reichweins in fünf Bänden veröffentlicht.

Nachlass Adolf Reichwein

Der Nachlass Adolf Reichweins ist im archivfachlichen Sinne kein „echter“ Nachlass. Die Wohnung der Familie wurde 1943 in Berlin ausgebombt; ein Großteil der Originaldokumente wurde dabei vernichtet. Zum Angedenken an Adolf Reichwein trugen Familie und Freunde posthum eine umfangreiche Dokumentensammlung zusammen. Sie enthält u. a. von Reichwein verfasste Briefe sowie Druckbelege seiner Artikel, Aufsätze und Bücher. Ergänzt werden die Dokumente durch „Freundeserinnerungen“ und „Gedenkreden“ seiner Zeitgenossen sowie mit Unterlagen zum „Kreisauer Kreis“.

Seit der Übernahme der Unterlagen im Jahr 1997 wird der Bestand durch Schenkungen und Ankäufe kontinuierlich angereichert. Gegenwärtig beläuft sich der Umfang auf 12 laufende Meter.

Der Bestand ist vollständig erschlossen und kann online über die Archivdatenbank recherchiert werden.

Zur Recherche

Fotobestand

Der umfangreiche Bildbestand enthält gegenwärtig rund 1.300 Bilder und Fotografien – darunter auch Dubletten und Arbeitsabzüge. Das Material zeigt einige Lebensstationen von Reichwein. Enthalten sind zahlreiche Porträtaufnahmen von Reichwein, aber auch weiterer Personen, zudem Familienaufnahmen und Fotografien seiner Reisen. Zahlreiche Gruppenbildnisse entstanden vornehmlich während seiner Tätigkeit in der Erwachsenen- und Arbeiterbildung in Thüringen in den 1920er-Jahren sowie während seiner Zeit als Hochschullehrer an der Pädagogischen Akademie in Halle in den frühen 1930er-Jahren und seiner Tätigkeit am Staatlichen Museum für Deutsche Volkskunde in Berlin bis 1944.

Von seiner Zugehörigkeit zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten zeugen Fotografien der Verhandlung vor dem Volksgerichtshof am 20. Oktober 1944.

Eine gesonderte Stellung nehmen die veröffentlichten und unveröffentlichten, professionellen Fotografien aus Tiefensee ein, die für die Publikationen „Schaffendes Schulvolk“ und „Film in der Landschule“ angefertigt wurden. Sie dokumentieren die praktische Schularbeit und den Schulalltag an der dortigen Landschule.

Schriftgutbestand des Adolf-Reichwein-Vereins e. V.

Der Schriftgutbestand des Adolf-Reichwein-Vereins e. V., der 1982 auf Betreiben von Roland Reichwein und Wilfried Huber gegründet wurde, umfasst die Unterlagen seit der Vereinsgründung bis zur Auflösung des Vereins 2017. Die Vereinsunterlagen dokumentieren einerseits die vielfältigen Aktivitäten im Rahmen von Tagungen, Ausstellungen und Symposien zu Leben, Werk und Wirkung des Namensgebers. Andererseits belegen die Unterlagen das Engagement des Vereins in Schulen und Hochschulen zur Unterstützung pädagogischer und sozialer Arbeit im Geiste Reichweins.

Der Bestand ist teilweise erschlossen.