Workshop „Konservatismus und Pädagogik nach 1945“
Erziehung ist konservativ und progressiv zugleich. Sie sichert die Überlieferung von Traditionen, Erfahrungen, Einstellungen und Gewohnheiten, garantiert so den Anschluss der Gegenwart an die Vergangenheit und ist doch schon strukturell nie die Wiederholung des Alten, sondern auf Neues gerichtet. Öffentliche Debatten über Erziehung und Bildung sind deshalb immer zugleich Debatten über das, was erhaltenswert erscheint, und über die Zukunft einer Gesellschaft. In der universitären Erziehungswissenschaft, der pädagogischen Reflexion und Ratgeberliteratur und der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gehen Utopien wie auch auf Traditionen bezogene Denkbewegungen mit starken pädagogischen Annahmen einher.
Anders als in der jüngeren zeithistorischen Forschung wurden in der pädagogischen Ideengeschichte konservative Ansätze in den letzten Jahrzehnten oft als Negativfolie behandelt, vor deren Hintergrund sich das Neue, Innovative oder Fortschrittliche dann doch durchgesetzt zu haben schien. Und auch wenn in jüngerer Zeit die ‚dunklen Seiten‘ pädagogischen Denkens im 20. Jahrhundert in der Betrachtung gerade der deutschen Reformpädagogik oder der sogenannten Geisteswissenschaftlichen Pädagogik in den Vordergrund gerückt sind, wird doch ein anscheinend einfaches Grundschema von „konservativ“ und „progressiv“ im Hinblick auf die Einschätzung pädagogischer Ideen kaum hinterfragt.
Der Workshop möchte stattdessen Elemente konservativer Denkstile in der pädagogischen Reflexion selbst, der Theoriebildung wie der Reflexion der Praxis, ins Zentrum stellen und der Frage nachgehen, inwiefern sich ausgehend vom Nachdenken über Familie, Schule, Erziehung und Bildung eigenartige Mischformen von konservativen und progressiven Ansätzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten der langen Nachkriegsgeschichte nachweisen lassen. Der Fokus liegt geographisch auf Deutschland, die Interventionen und Diskussionen in den deutschsprachigen Nachbarländern sollen aber ebenfalls Berücksichtigung finden.
Die Zahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Es wird um Anmeldung bis spätestens 15. März 2019 im Sekretariat der BBF (Christine Heinicke, E-Mail: YmJmQGRpcGYuZGU=) gebeten.