Call for Papers: Tagung »Visual Bias«

+++ Deadline: 11.01.2026. +++ Für die Tagung »Visual Bias: Dokumentieren, Repräsentieren & Vermitteln von Bildern« vom 20. bis 22. Mai 2026 in Berlin lädt die BBF herzlich zur Einreichung von Beiträgen ein.

Im Rahmen der Reihe »Pädagogisches Wissen in Bildern« widmet sich die Tagung dem visuellen Bias in Erziehungswissenschaft und Bildungsgeschichte sowie im Kontext der Digital Humanities.

Die performative Kraft von Bildern führt dazu, dass Bilder oft nicht als Repräsentationen von etwas gedeutet werden, sondern als Dokumente des Abgebildeten selbst. Dies ist gerade im Bereich von Bildung und Erziehung von großer Bedeutung. Dabei kann die Zeichenhaftigkeit der Bilder nicht auf eine universelle Grammatik zurückgreifen, sondern muss neu erschlossen werden, und zwar im Hinblick auf gültige Konventionen der Darstellung und Erzeugungskontexte. Dies wird umso deutlicher, je mehr Datenkorpora mittels KI-Werkzeugen analysiert werden und Ergebnisse oftmals tendenziöse und vorurteilsbehaftete Erkenntnisse aufweisen. Bei der Verwendung von Bildern in der Wissenschaft als Quellen und gleichermaßen als Illustrations-, Präsentations- und Erkenntnismittel in pädagogischen Settings und beispielsweise in Form von Datenvisualisierungen sind diese Bias mitzudenken. 

Einreichungen

Eingereicht werden können Vorschläge für Vorträge (20 Minuten Vortrag und 10 Minuten Diskussion) in englischer und deutscher Sprache in drei Sektionen. Die Abstracts (2.500 - 3.000 Zeichen inklusive Leerzeichen) werden bis Sonntag, 11.01.2026, per E-Mail erbeten an  Yy5oZWluaWNrZUBkaXBmLmRl. Die Entscheidung über die Annahme erfolgt bis Anfang Februar. 

1. Dokumentieren

Bilder spielen in der historischen Forschung eine zentrale Rolle – ob als fotografische Momentaufnahmen politischer Ereignisse, als naturwissenschaftliche Dokumentationen oder als Bestandteile bildungshistorischer Sammlungen in Archiven und Museen. Sie dienen als Zeugnisse der Geschichte und prägen unser Bild einer Epoche oft stärker als schriftliche Quellen. Gleichzeitig entsteht der Eindruck einer besonderen Objektivität: Während Textquellen als subjektiv und interpretativ gelten, erscheinen Fotografien oder Zeichnungen häufig als „unmittelbare Belege“. Doch diese Annahme ist trügerisch, denn Bilder sind nie wertfrei – ihre Entstehung, Auswahl, Archivierung und Präsentation sind immer von Entscheidungen, Perspektiven und Rahmenbedingungen geprägt. Im Gegensatz zu Texten wirken Bilder emotionaler und unmittelbarer, sind aber oft mehrdeutig. Während Texte argumentativ kontextualisiert werden, fehlt Bildern häufig die erklärende und erkennbare Rahmung. Sie können dadurch stärker missverstanden oder emotional überformt werden.

In dieser Sektion sind Beiträge gewünscht, die bildungshistorische Bestände und pädagogische Sammlungen in Bezug auf die Perspektive des Dokumentierens und des darin vorhandenen Bias thematisieren. 

2. Repräsentieren

Bilder besitzen für den Forschungsprozess eine epistemische Funktion, indem sie Objekte, Sachverhalte, Ereignisse oder Personen in einem bestimmten Kontext visuell repräsentieren. Auf Zeichenebene repräsentieren Bilder zunächst einmal durch (visuelle) Ähnlichkeit und fungieren somit als ikonische Zeichen. Sie sind aber gleichermaßen symbolische Zeichen, da sie in einen kulturellen und historischen Kontext eingebunden sind. Neben der Interpretation von Bildern als Quellen können visuelle Darstellungsformen auch gezielt erkenntnisunterstützend und-fördernd eingesetzt werden. Durch den Einsatz von Visualisierungen können komplexe Sachverhalte im Überblick dargestellt und Forschungsergebnisse illustriert und kommuniziert werden. In Visualisierungen kann der Bias sich bereits auf Datenebene zeigen, da diese nur einen bestimmten Auszug der Wirklichkeit abbilden. In der Gestaltung, beispielsweise in der Skalierung von Diagrammen, können Sachverhalte hingegen tendenziös dargestellt werden oder gar bewusst manipuliert werden.

In dieser Sektion können Beiträge zur Interpretation von Bildern und Gestaltung von Visualisierungen eingereicht werden, die sich reflexiv oder kritisch mit der Repräsentationsfunktion von Bildern im Kontext von Erziehung und Bildung auseinandersetzen

3. Vermitteln

Im pädagogischen Kontext sind viele Bilder und Bildsammlungen erstellt worden, um die Vermittlung zu erleichtern und um an Regeln und Gebote zu erinnern. Während die didaktische Funktion vor allem auf einer Vereinfachung und einen anschaulichen Zugang zielt, setzen bildhafte Darstellungen von Regeln und Verboten vor allem auf Verhaltensregulierung. Ihre Funktion liegt in der symbolhaften Erinnerung der Regeln. Dabei stehen diese Darstellungen oft vor dem Problem der Zuspitzung oder Vereinfachung bis hin zur Verfälschung und erschweren damit pädagogisch betrachtet eher das Erreichen des beabsichtigten Zieles.

In dieser Sektion sind Beiträge erwünscht, die in vielfältiger Weise die didaktische Funktion von Bildern thematisieren und damit auch ihre Grenzen, Fallstricke und Deutungsüberschüsse in den Blick geraten. Dieser Fokus kann sowohl an aktuellen als auch historischen Bildbeispielen aufgezeigt werden.

 

Veranstaltungsseite:
https://pictura.bbf.dipf.de/viewer/2026_VisualBias/

Organisation: 
Linda Freyberg * Sieglinde Jornitz Stefanie Kollmann * Katharina Vogel

Ort: 
BBF | Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF,
Warschauer Str. 34-36, 10243 Berlin

Bewerbung:
Einreichungen (2.500-3.000 Zeinchen inklusive Leerzeichen) für Vorträge (deutsch oder englisch, 20 Minuten Vortrag zuzüglich 10 Minuten Diskussion) werden bis Sonntag, 11.01.2026 erbeten an Yy5oZWluaWNrZUBkaXBmLmRl

Termine im Überblick:
Bis 11. Januar 2026 Einreichung von Vortragsvorschlägen 
Bis Anfang Februar 2026 Rückmeldung zu den eingereichten Beiträgen.
Ab März 2026 Öffnung der Anmeldung
20. Mai 2026 Podiumsdiskussion zur Einführung in das Thema und ersten fachlichen Austausch am Abend
21. & 22. Mai 2026 Vorträge

Bildnachweis

Reicke, Emil: Lehrer und Unterrichtswesen in der deutschen Vergangenheit. 2. Aufl. Jena: Eugen Diederichs Verlag, 1924. S. 113.