Körper- und Bewegungspädagoginnen – Nachlässe und Sammlungen
Der Schwerpunkt umfasst mittlerweile drei Bestände: Die Nachlässe bzw. Sammlungen von Elfriede Hengstenberg, Hedwig Kallmeyer und Miriam Goldberg – wichtige Protagonistinnen der Körperkulturbewegung und der Bewegungserziehung in der Weimarer Republik.
Von der Arbeit der (frühen) Bewegungspädagoginnen ist nur wenig Schriftgut überliefert. Hingegen sind zahlreiche Fotografien erhalten. Sie zeigen die herausragende Bedeutung der Fotografie für die Arbeit dieser Bewegungspädagoginnen.
Die Bestände sind vollständig erschlossen und mithilfe von gedruckten Findbüchern recherchierbar. Diese können vor Ort eingesehen werden. Die Übernahme weiterer relevanter Bestände ist geplant.
Nachlass von Elfriede Hengstenberg (1892–1992)
Elfriede Hengstenberg, geboren in Meran und aufgewachsen in Berlin, gilt als eine der bedeutendsten Vertreter*innen der Leibpädagogik. Sie war Schülerin der Bewegungstherapeutin Elsa Gindler und des Begabungsforschers Heinrich Jacoby und lehrte selbst einige Jahre an der Montessori-Schule in Berlin-Dahlem. Die von ihr entwickelten Spiel- und Bewegungsmaterialien sollten die freie Entfaltung durch spielerische Aufgaben fördern und werden bis heute eingesetzt.
Neben den Manuskripten Hengstenbergs sind vor allem die mehr als 1.000 Fotografien ein außergewöhnliches Zeitdokument. Sie zeigen Übungen und Bewegungsstudien aus Hengstenbergs Fortbildungs- und Schülerkursen und dokumentieren die positiven Veränderungen auf die Körperhaltung von Kindern und Jugendlichen. Außer privaten und beruflichen Aufnahmen von Elfriede Hengstenberg enthält der Nachlass elf Fotografien von bzw. zu Elsa Gindler und dem Gindler-Hain in Israel.
Nachlass von Miriam Goldberg (1926–2000)
Miriam Goldberg, geboren in Bratislava, war Bewegungs- und Tanztherapeutin. 1937 wanderte sie mit ihrer Familie nach Palästina aus. 1945 begann sie eine Ausbildung bei Vera Jaffe, die sie ein Jahr später in Tel Aviv bei Judith Binneter und Lotte Kristeller in Israel aktive Bewegungstherapeutinnen, fortsetzte. Später arbeitete sie dort als Kursleiterin für Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen. Prägenden Einfluss auf ihre Arbeit hatte zudem die Bewegungstherapeutin und Gymnastiklehrerin Else Gindler sowie der Zen-Buddhismus und Formen der Atemtherapie.
Der Nachlass belegt vor allem die Arbeit Goldbergs als Bewegungspädagogin und als Künstlerin. Er setzt sich aus Fotografien und ein wenig Schriftgut zusammen. Bei den schriftlichen Unterlagen handelt es sich vor allem um die im Selbstverlag erschienenen Erzählungs- und Gedichtbände sowie Material zu ihren bewegungspädagogischen Kursen. Die Fotografien stammen größtenteils aus den Kursen Goldbergs, von Reisen und von ihrem Leben in Israel sowie von ihrer Ausbildung zur Bewegungspädagogin. Die Ausbildungsfotos, darunter viele in Schwarz-Weiß, zeigen gymnastische und bewegungspädagogische Abläufe. Hinzu kommen zwei Serien mit großformatigen Fotografien von Gemälden für Ausstellungen. Zum Bestand gehören zudem einige Tonträger mit Aufnahmen von Lesungen Goldbergs aus ihren Büchern und von Gesprächsrunden im Anschluss an ihre Kurse.
Sammlung zu Hedwig Kallmeyer (1881–1976) und weiteren Atem- und Leibpädagoginnen
Hedwig Kallmeyer, geboren in Stuttgart, absolvierte eine Atem- und Bewegungsausbildung in New York bei der Ausdruckstänzerin Geneviève Stebbins und in England eine im Ausbildung im Fach Kalisthenie. Sie heiratete Ernst Kallmeyer und eröffnete 1909 ihre Gymnastikschule „Künstlerische Gymnastik nach G. Stebbins“ in Berlin. Nach ihrer Scheidung betrieb sie zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Frieda Lauterbach die Schule Kallmeyer-Lauterbach, zunächst in Berlin, später in Marquartstein, wo sie auch starb. Frieda Lauterbach (1897–1956), in Breslau geboren, absolvierte nach einer Tanzausbildung bei Mary Wigmann eine Ausbildung bei Hedwig Kallmeyer und war zunächst Dozentin in deren Gymnastikschule bis sie mit ihr zusammen die Schule Kallmeyer-Lauterbach leitete. Ab 1939 unterhielt sie allein bis zu ihrem Tod eine private Praxis für Atem- und Bewegungsunterricht in Hamburg.
Der Bestand – zwei laufende Meter – enthält Material aus dem Nachlass von Hedwig Kallmeyer, sowie Material, das die Autorin Karoline von Steinaecker bei der Recherche zu ihrem Buch „Luftsprünge“ gesammelt und 2017 dem BBF-Archiv übergeben hat. Der Band beschreibt die Anfänge der Körpertherapien zum Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum.
Die Sammlung umfasst Vortragmanuskripte, Informationsbroschüren und Korrespondenzen einzelner Pädagoginnen sowie Transkripte und Tage- und Notizbücher aus der Schule Kallmeyer-Lauterbach zu Marquartstein. Des Weiteren befinden sich darin Widmungs- und Arbeitsexemplare mit Bearbeitungsspuren sowie das von Hedwig und Ernst Kallmeyer herausgegebene Buch „Künstlerische Gymnastik“. Den Großteil des Bestandes machen jedoch Fotografien aus. Überliefert ist zum Beispiel ein Fotoalbum zur Gymnastikschule Kallmeyer-Lauterbach sowie Körperstudien von Hedwig Kallmeyer und diversen Personen aus dem Umkreis der Atem- und Leibpädagoginnen.