Virtueller Workshop „Das Bild in Bilderbüchern — Seine Geschichte und pädagogische Bedeutung in transnationaler Perspektive“
Der Workshop will die speziell für Kinder gestalteten Abbildungen in Bilderbüchern im Hinblick auf ihre Geschichte, ihre charakteristischen Formen und deren Wandel, als Medium zur Wissensvermittlung untersuchen. Letztendlich geht es um ihre Bedeutung für die Ausbildung von Literacy, also der Fähigkeit, die Welt und deren Repräsentationen zu verstehen.
Bilderbücher gelten heute als zentral für die Entwicklung des kindlichen Vermögens, die Welt zu verstehen und sie sich zugänglich zu machen. Als die ersten Bücher, die ihnen vorgelesen und erklärt werden, führen sie Kinder überhaupt in die Welt und ihre kulturellen Repräsentationen ein. Gleichzeitig ist ihre Verbreitung und Nutzung in historischer Perspektive nicht auf alle Bevölkerungsgruppen gleich verteilt und nicht alle nutzen sie; so zeigen etwa Ergebnisse der im Oktober 2020 veröffentlichten Studie der „Stiftung Lesen“, dass 32 % der Eltern in Deutschland ihren Kindern kaum vorlesen. Gerade Bilder und damit auch Bilderbücher scheinen auf den ersten Blick eine weniger starke kulturelle Verortung und auch eine weniger starke Bindung an Sprache aufzuweisen – viel allerdings weist in historischer und transnationaler Perspektive aber darauf hin, dass das so einfach nicht zutrifft.
Die ersten – meist religiösen – Buchillustrationen fanden sich in Europa und in Nordamerika vor allem in Bibeln oder in Andachtsliteratur. Den Anfang des illustrierten Kinder(sach)bilderbuchs bildete das berühmte „Orbis sensualium pictus“ (=Die sichtbare Welt) des Tschechen Johann Amos Comenius, erstmals erschienen 1658, an dem sich die vielen folgenden und in unterschiedlichen nationalen und kulturellen Kontexten entstehenden Kinderbilderbücher orientierten. „A Little Pretty Pocket-Book“ von John Newbery aus dem Jahr 1744 gilt als das früheste illustrierte englische Geschichtenbuch für Kinder. Ende des 18. Jahrhunderts begann Friedrich Justin Bertuch mit der Herausgabe seines „Bilderbuch[s] für Kinder“. Es entstand in vielen verschiedenen Sprachen und wurde an unterschiedlichen Orten veröffentlicht. Er bezeichnete darin nicht nur das Bilderbuch bereits als "unverzichtbar" für die Kindererziehung, sondern wies auch darauf hin, dass sich das Kinderauge noch in der Entwicklung befände und die Illustrationen dies berücksichtigen sollten.
Konferenzsprache ist Englisch.
Organisation: Dr. Stefanie Kollmann, Lars Müller und Prof. Dr. Sabine Reh
Anmeldung:
Bitte melden Sie sich bis spätestens Freitag, 30. April, bei Stefanie Kollmann (Tel.: +49 (0)30.293360 – 637) an. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Anzahl der Plätze jedoch begrenzt.
Programm
Freitag, 7. Mai, 2021
10:00
Welcome
10:15 – 11:00
Pedagogical image knowledge in historical children’s books. A genre comparison with computer vision algorithms
Chan Jong Im, Thomas Mandl, Wiebke Helm and Sebastian Schmideler
Implicit bias in children’s book illustrations
Vanessa Joosen, Thomas Smits
12:00 – 13:00
Confronting youth with the realities of human atrocities: Illustrations of slavery and slave ships in children's picture books (1794 –1807)
Jürgen Overhoff and Sebastian Lange
The math textbook: Mozambique first picture book
Sónia Vaz Borges
14:00 – 15:30
Fairy tales
Jens Bennedsen
Willem Gerrit van de Hulst (1879–1963)
Jacques Dane
Dark and monochrome picture book illustrations
Annika Berndtsen
15:30
Closing discussion