Digitale Bildungsgeschichte

Im Forschungsfeld "Digitale Bildungsgeschichte – Digital History of Education" werden neue Möglichkeiten der bildungshistorischen Forschung erprobt und kritisch reflektiert. Dazu wurde 2024 eine befristete W2-Professur „Historische Bildungsforschung mit dem Schwerpunkt Digital Humanities“ gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) besetzt.

Details zum Forschungsfeld

Im Zentrum der Aktivitäten stehen die Arbeit mit digitalen Quellen, die Anwendung von digitalen Methoden und Werkzeugen sowie die Weiterentwicklung bestehender Forschungsinfrastrukturen und Etablierung neuer. In unterschiedlichen Projekten zeigen die Forschenden, inwiefern Geistes- und Sozialwissenschaften im Allgemeinen und die Bildungsgeschichte im Besonderen von digitalen Infrastrukturen profitieren können und welche neuen Analysemöglichkeiten und daraus resultierende Erkenntnispotenziale bildungshistorisch interessanter Quellenbestände sich durch Methoden und Werkzeuge aus dem Bereich der Digitalen Geisteswissenschaften (Digital Humanities) ergeben. Erprobt werden außerdem Möglichkeiten der Vermittlung und Präsentation von Forschungsergebnissen durch neue, virtuelle Forschungsumgebungen. Visualisierung und visuelle Interfaces spielen dabei sowohl als Präsentationsform als auch als Erkenntnismittel eine zentrale Rolle. Dazu wurde auch ein neuer Makerspace, das Digital History of Education Lab (DHELab) eingerichtet.

Häufig geht es in diesem Forschungsfeld um die digital gestützte Analyse großer Textmengen, die mit einem traditionellen Zugang so nicht möglich wären: Über große Quellenbestände hinweg können durch die Kombination aus datenbankbasierten Referenzanalysen und Netzwerkanalysen beispielsweise einflussreiche Personen aus dem wissenschaftlich-pädagogischen Diskurs des 18. Jahrhunderts identifiziert oder pädagogische Fachzeitschriften via Text Mining analysiert werden, um pädagogische Themen im Längsschnitt zu beobachten und z.B. Fachsprachen, wichtige Begriffe oder thematische Zäsuren sichtbar zu machen. 

Neben diesen eher quantitativen Zugriffen auf große Datenmengen, die auf statistischen Analyseansätzen beruhen, werden insbesondere visuelle Ausdrucksformen eingesetzt, um Beziehungen in den vielfältigen Forschungsdaten, die (historische) Text- und Bildquellen repräsentieren, auszuwerten und aufzuzeigen. Dabei werden sowohl bestehende Tools und Prototypen eingesetzt als auch neue visuelle Darstellungsformen für individuelle Forschungsfragen erarbeitet.

Ausgewählte Artikel zum Einstieg

Erdmann, Daniel & Vogel, Katharina (2022): Erziehungswissenschaftliche Wissensgeschichte aus der Distanz, oder: Die Vermessung erziehungswissenschaftlichen "Grundwissens" durch Methoden aus dem Bereich des "distant reading": Ein Werkstattbericht. In Oberdorf, Andreas (Hrsg.): Digital Turn und Historische Bildungsforschung: Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 17-32. (Online, DOI: 10.25656/01:24850)

Freyberg, Linda (2024): Visualisierung. In: AG Digital Humanities Theorie des Verbandes Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e. V. (Hrsg.): Begriffe der Digital Humanities. Ein diskursives Glossar. Version 2.0 (7.11.2024). (Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften / Working Papers; 2). (Online, DOI: 10.17175/wp_2023_014_v2)

Vogel, Katharina (2024): Die Erziehungswissenschaft der Gegenwart im Spiegel ihrer Theorierezeption. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 27(5), S.1217-1236. (Online, DOI: 10.1007/s11618-024-01264-1)