Symposium »Von der Reflexion zur Operation. Stand und Perspektiven der Operativen Pädagogik«
Klaus Prange hat in seinem dreibändigen Frühwerk die Pädagogik als einen „Erfahrungsprozess“ verstanden, in dem die Pädagogik sich über sich selbst aufklärt und zu einer operativen Mitte findet. Von Anfang an steht für Prange der Begriff der „Erziehung“ im Zentrum seiner Bemühungen, die pädagogische Erfahrung zu rekonstruieren. Erziehung wird zum zentralen Begriff der Pädagogik, der alle Handlungen umfasst, die auf das Lernen einwirken. So verstanden, beginnt die Erziehung als Reaktion von Eltern und anderen auf die Erziehungsbedürftigkeit des Kindes; sie schreitet im gesamten Lebenslauf fort und differenziert sich in viele „Pädagogiken“ mit je eigenen Praktiken, Institutionen und Reflexionszusammenhängen aus. Von daher stellt sich die Frage, was diese Pädagogiken sachlich miteinander verbindet.
Für Prange war die Antwort klar: die Pädagogik in all ihren Ausdifferenzierungen bearbeitet die „pädagogische Differenz“ von „Zeigen“ und „Lernen“ mit dem Ziel, beide zusammen zu bringen. In den „Bauformen des Unterrichts“ bietet er eine „operative Didaktik“ an. Er argumentiert, dass Erziehung nicht ohne die Vermittlung von Wissen möglich ist, Erziehung dadurch immer eine doktrinale Form hat.
Erziehung ist „didaktisches Zeigen“, die „Grundgebärde des Zeigens“ ist die operative Basis der Erziehung. Das Zeigen ist zugleich aber mehr als eine Gebärde. Es ist der Modus, in dem sich Erziehung als Lernhilfe im zeitlichen Prozess konstituiert; das Zeigen muss in der Zeit artikuliert werden. Die Artikulation überbrückt – in durchaus fragiler Weise – in einem zeitlichen Prozess die Differenz von Zeigen und Lernen.
Pranges Analysen haben vielfältige Reaktionen ausgelöst. Wir laden herzlich dazu ein, die Auseinandersetzung mit der Operativen Pädagogik weiterzuführen.
Organisation
- Prof. Dr. Thomas Fuhr, Juliane Klopstein, Hannah Reuten (Pädagogische Hochschule Freiburg)
- Dr. Kathrin Berdelmann (BBF | Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF)
Anmeldung und Kosten
- Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei, ausgenommen das optionale Rahmenprogramm.
- Eine Anmeldung ist online bis zum 12.02.2023 möglich.
Programm
(Stand: 23.02.2023)
Donnerstag, 09. März 2023
Ab 18.30 Informeller Vorabend im Café Hermann
Freitag, 10. März 2023
09:00
Eröffnung und Begrüßung
Kathrin Berdelmann (BBF) & Thomas Fuhr (PH Freiburg)
09:30 Session 1
Lass dir zeigen, was du lehrst. Anmerkungen zur Operativität des Zeigens der Welt.
Malte Brinkmann (Humboldt-Universität zu Berlin)
Zur Artikulation des Zeigens.
Thomas Fuhr (PH Freiburg)
Moderation: Kathrin Berdelmann (BBF)
11:00 Pause
11:30 Session 2
„Verteiltes Zeigen“. Zur Transformation von Zeigeordnungen in einer diversifizierten schulischen Lernkultur.
Till-Sebastian Idel (Universität Oldenburg)
Moderation: Thomas Fuhr (PH Freiburg)
12:15 Mittagspause mit kleinen Snacks
13:00 Session 3a
Evolution der Artikulation – Operative Pädagogik in biozentrischer Perspektive.
Katja Grundig de Vazquez (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Pädagogische Grundbe-griffe in Deutschland und Japan.
Yoshiki Sakurai (Kagawa Universität Tagamatsu/Japan)
Moderation: Juliane Klopstein (PH Freiburg)
13:00 Session 3b
Autorität und Verletzlichkeit zeigen.
Florian Weitkämper (PH Freiburg)
Darf die Erwachsenenbildung erziehen? Oder: Wie damit umgehen, dass sie es ohnehin schon tut?
Nadja Schwendemann & Jasmin Dazer (PH Freiburg)
Moderation: Hannah Reuten (PH Freiburg)
14:30 Pause
15:00 Session 4a
Übernahme und Bearbeitung des Nachlasses von Klaus Prange
Bettina Reimers (BBF)
Die erwachsenenpädagogische Kompetenz in Live-Online-Seminaren. Ein Beitrag zur didaktischen Gestaltung von synchronen Online-Seminaren in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung.
Hannah Reuten (PH Freiburg)
Moderation: Jenny Fehrenbacher (PH Freiburg)
15:00 Session 4b
Beratendes Zeigen im Kontext von Lehr-Lernarrangements der wissenschaftlichen Weiterbildung
Franziska Lutzmann (Hochschule Magdeburg-Stendal)
Die begrenzte Planbarkeit des Lehrens. Eine Annäherung an das didaktische Handeln von Lehrenden in der Erwachsenenbildung aus operativer Perspektive.
Juliane Klopstein (PH Freiburg)
Moderation: Kathrin Berdelmann (BBF)
16:30 Stand und Perspektiven der Operativen Pädagogik
Auswertende Rückschau auf den Tag
Moderation: Thomas Fuhr & Hannah Reuten (PH Freiburg)
18:00 Stadtführung: Freiburger Geschichte(n) zwischen Münster und Altem Friedhof
Ab 19:00 Gemeinsames Abendessen im „Primo Market“
Samstag 11. März 2023
09:00 Eröffnung und Ausblick auf den Tag
Juliane Klopstein & Hannah Reuten (PH Freiburg)
09:15 Session 5a
Erziehung und ihre vermeintlichen Ersatzhandlungen. Ein weiteres Plädoyer für das Original.
Johanna Hopfner & Agnes Trattner (Universität Graz)
Moderation: Hannah Reuten (PH Freiburg)
09:00 Session 5b
„Kann er nicht? Weiß er nicht? Will er nicht?“ Das lebensgeschichtliche Gespräch unter entwicklungspädagogischem Aspekt.
Oliver Hechler und Stephan Ellinger (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
Moderation: Juliane Klopstein (PH Freiburg)
10:00 Pause
10:15 Session 6
Augenblicke der Bildung. Zur interaktiven Hervorbringung von Momenten fremd-induzierter Selbstbeobachtung in Bildungsveranstaltungen.
Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Moderation: Thomas Fuhr (PH Freiburg)
11:00 Stand und Perspektiven der Operativen Pädagogik
Zusammenführung der Ergebnisse
Moderation: Kathrin Berdelmann (BBF) & Juliane Klopstein (PH Freiburg)