Geschichte

Die wechselvolle Geschichte der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung reicht bis zur Gründung des Deutschen Schulmuseums im Jahre 1876 zurück. Aus diesem entstand unter den späteren Namen Deutsche Lehrerbücherei und Pädagogische Zentralbibliothek eine der umfangreichsten pädagogischen Spezialbibliotheken weltweit, die heute Forschungsbibliothek zur deutschen Bildungsgeschichte ist.

Von der Gründung des Deutschen Schulmuseums bis zur Weimarer Republik (1876–1932)

Im Jahr 1876 eröffnete der Bezirksverband Berlin des Deutschen Lehrervereins das „Deutsche Schulmuseum“, um vor allem Volksschullehrkräfte mit den neuesten Lehrmitteln vertraut zu machen und ihnen die wichtigsten pädagogischen Werke, Zeitschriften und andere Fachliteratur zur Verfügung zu stellen. Zum Museum gehörte deshalb eine große Lehrer-Bücherei, die in den nächsten Jahren zielstrebig nicht nur um Bücher, sondern auch um Handschriften, Medaillen und Grafiken erweitert wurde. Besondere Verdienste um die Sammlungen erwarb sich Adolf Rebhuhn (1854-1924), ein Volksschullehrer, der die Bibliothek von 1879 bis zu seinem Tode leitete.

Aus räumlichen und finanziellen Gründen beschränkte sich die Einrichtung ab 1908 auf den Betrieb der pädagogischen Bibliothek. Die Lehrmittelsammlung wurde abgegeben und das Schulmuseum in „Deutsche Lehrerbücherei“ umbenannt. Mit dem Umzug in das im selben Jahr am Alexanderplatz eröffnete Vereinshaus des Berliner Lehrervereins erhielt die Bücherei für die damalige Zeit moderne Arbeitsmöglichkeiten: Auf zwei Etagen standen u.a. ein Lesesaal mit Katalogen, Arbeitsräume für das Bibliothekspersonal, ein Ausstellungsraum und Magazine zur Verfügung.

Die Deutsche Lehrerbücherei im „Dritten Reich“ (1933–1945)

Mit der Gleichschaltung des Deutschen Lehrervereins im Jahre 1933 übernahm der Nationalsozialistische Lehrerbund die großen deutschen Lehrerbüchereien in München, Berlin und Leipzig. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Bestände auf ca. 240.000 Bände angewachsen. Obwohl das Lehrervereinshaus durch einen Luftangriff am 22. November 1943 stark beschädigt wurde, blieb die Bibliothek von Kriegsverlusten weitgehend verschont. Allerdings wurden wertvolle Sammlungen nach Schloss Bensen im heutigen Tschechien ausgelagert. Von den mehr als 8000 Handschriften kehrten nur 1341 zurück, die Münzsammlung und große Teile der Bildersammlung bleiben verschollen.

Von der Deutschen Lehrerbücherei zur Pädagogischen Zentralbibliothek der DDR (1945–1991)

Die Deutsche Lehrerbücherei wurde 1948 wieder geöffnet. Drei Jahre später ging sie als Außenstelle in die neue Pädagogische Zentralbibliothek (PZB) über und unterlag den Weisungen des Ministeriums für Volksbildung (MfV) der DDR. Die Bibliothek diente in der DDR auch weiterhin der Fortbildung von Lehrer*innen, nun aber auch den Forschungsaktivitäten des dem MfV unterstellten Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts (DPZI). Der alte Name Deutsche Lehrerbücherei blieb zwar offiziell weiter bestehen, verlor sich in den nächsten Jahren aber zunehmend.

Im September 1964 wurden Pädagogische Zentralbibliothek und Lehrerbücherei im neuen „Haus des Lehrers“ am Berliner Alexanderplatz zusammengeführt – fast genau an jener Stelle, an der das alte Lehrervereinshaus gestanden hatte. Daneben bestanden mehrere Außenmagazine fort, in denen vor allem die historischen Sammlungen unter teilweise problematischen Bedingungen gelagert wurden.

Aus dem DPZI und einigen weiteren Forschungseinrichtungen ging 1970 die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR (APW) hervor, die fortan Trägerin der PZB war. Die pädagogische Literatur der DDR wurde vollständig gesammelt, daneben aber auch Bücher aus anderen Wissensgebieten. Umfangreiche Tauschbeziehungen sorgten dafür, dass auch internationale Literatur, insbesondere aus der Sowjetunion und anderen sozialistischen Staaten, in den Bestand der Bibliothek kam. Literatur aus dem westlichen Ausland und der Bundesrepublik war als „Sperrliteratur“ nur einem begrenzten Nutzerkreis in der Präsenzbibliothek der APW zugänglich.

Neustart als Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung nach der Wiedervereinigung

Mit der Auflösung der APW 1990 verlor die Bibliothek ihren Träger. Die um Archivalien aus dem Archiv der APW vermehrten Bestände konnten als ein Ganzes bewahrt werden, nachdem die Einrichtung Anfang 1992 Teil des DIPF wurde. Als Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) setzte sie mit verändertem Profil und neuem Aufgabenspektrum ihre Arbeit fort. Schon 1994 konnten die bis dahin in unterschiedlichen Gebäuden untergebrachten Bestände am heutigen Standort in der Warschauer Straße zusammengeführt werden.