Lesung „Ungebrochene Karrieren? Verantwortliche im Bildungswesen unterm Hakenkreuz und nach 1945: Das Beispiel Hamburg"

Am Dienstag, 21. Mai 2019, um 18:30 Uhr, lädt die BBF herzlich zur Vorstellung von Hans-Peter de Lorents dreibändigem Werk „Täterprofile“ über die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen während der NS-Zeit und nach 1945 ein.

Hans-Peter de Lorent, Redakteur und Autor wissenschaftlicher und belletristischer Literatur, der das Hamburger Schulwesen aus seiner Tätigkeit als Hamburger Lehrer, Hauptseminarleiter und Leitender Oberschulrat von innen kennt, stellt sein langjähriges Projekt vor, aus dem das dreibändige Werk „Täterprofile“ entstand. In dem Werk hat er am Beispiel Hamburgs Biografien der wichtigsten Personen im dortigen Bildungswesen „unterm Hakenkreuz“ untersucht und was aus diesen Personen nach 1945 wurde. Die Biografien verdeutlichen exemplarisch, wie schnell und scheinbar mühelos sich die Ideologie der Nationalsozialisten und ihr Machtapparat nach 1933 gerade in einem so zentralen Bereich wie dem Bildungswesen festsetzen konnten, was das für die dort verantwortlichen Personen bedeutete, in welcher Weise Faktoren wie Anpassungsdruck oder ideologische Verblendung in diesem Umfeld das individuelle Handeln beeinflussten, wie die Protagonistinnen und Protagonisten in dieser Zeit Karriere in den Schulen und in Ausbildungsinstitutionen, in der Schulverwaltung und im Nationalsozialistischen Lehrerbund machten, dadurch zu „Täter*innen“ wurden, und wie sie nach 1945 damit umgingen, dass sie, wenn auch in unterschiedlichem Grade, persönlich schuldig geworden waren.
Anhand von personenbezogenen Notizen und Dokumenten Verantwortlicher zeichnet de Lorent nach, wie sich die Einzelnen angesichts der Handlungsoptionen in der Diktatur verhielten, welche Motive sie bewegten. Wie erklärten sie ihr Handeln, wie verteidigten sie sich oder wie redeten sie sich heraus? Wie war es möglich, dass teilweise dieselben Personen nach 1945 wichtige Funktionen im Hamburger Bildungswesen übernahmen, obwohl sie durch ihre Tätigkeit während der NS-Zeit schwer belastet waren? Was bedeutete es, wenn sie nach 1945 weiterhin verantwortlich für die Bildung und Erziehung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren und wie gingen sie damit um?
De Lorent beschreibt die Erkenntnisse seiner Forschungsarbeit, die sicherlich nicht nur für Hamburg gelten.


Die Buchvorstellung findet im Atelier der BBF, Eingang Warschauer Straße 34, 1. Etage, von 18:30 bis ca. 20:00 statt.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.